Motorrad-Nordkapp-Tour von Bernd Bauer 1994




Prolog:
Jetzt da die Tage wieder länger werden, ist genau die richtige Zeit um den Urlaub für die nächste Saison zu planen. Um euch ein paar Anregungen zu geben kommt hier der Tourbericht unserer Nordkappreise.

Eigentlich sollte es in der ersten Augustwoche losgehen. Leider hatte Alexanders Gummikuh in der Woche vor der geplanten Abfahrt wieder mal einen Ventilabriß. Die Reparatur führte dann leider zu einer kleinen Verzögerung :-(

Aber am 8.8.94 war es dann soweit die Moppeds waren gesattelt. Endlich konnten Alexander, Susanne und ich uns auf den weiten Weg machen.

8.8.94
Köln => Frederikshavn ( Dänemark ) via: Bremen, Hamburg, Flensburg, Ålborg; ca. 971 km Fahrtzeit: 9h41

Um 6 Uhr morgens führt Alexander die letzten Arbeiten (Ölwechsel, einstellen des Ventilspiels und nachziehen der Zylinderköpfe) an seiner Kuh durch.

Dann um 7 Uhr geht es mit unseren voll beladenen Moppeds los. Auf meiner CB 750 haben wir drei Koffer, zwei grosse Gepäckrollen und einen Tankrucksack untergebracht. Alexander hat zwar weniger Gepäck, aber dafür hat er Susanne als Sozia dabei :-)

Die Fahrt über die Autobahn ist zwar ätzend lang, aber wir kommen wenigstens gut durch den Verkehr. Das Wetter spielt auch mit.

Einzig Alexanders Kuh sorgt mit aussetzenden Blinkern für Kurzweil. Eine Sicherung für 20Pf sorgt aber für Abhilfe.

In Frederikshavn haben wir uns erst mal unsere Fährkarten, für die Überfahrt mit dem Seacat nach Göteborg, gekauft.

Danach ging es auf den nächsten Campingplatz. Die Grundfläche unserer ersten Hütte war exakt so berechnet, daß darin drei Personen nebeneinander liegen konnten :-))

Aber dafür hatte der Campingplatzbesitzer eine Ansammlung von Motorrädern die einem schon fast die Tränen in die Augen treiben konnte. Von der Ardie über BSA bis zur Matchless war dort fast alles vertreten.

9.8.94
Frederikshavn => Arvika ( Schweden ) via: Seacat, Göteborg; 323 km

Bei der von uns gewählten Fährverbindung, dürfte es sich um die derzeit schnellste Fähre auf der Route Dänemark - Schweden handeln.

Der Seacat ist eine Hochseecatamaran, der mit 36 Knoten (natürlich nur bei ruhiger See, 1 Knoten entspricht ca. 1,8 km/h) übers Wasser rauscht. Wieviel Stundenkilometer das sind, muss sich jeder selber ausrechnen.

Man ist mit diesem heißen Teil, an Bord herrscht übrigens Flugzeugkomfort und Standard, in 1h45m in Göteborg.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Überfahrt geht in weniger als 2 Stunden über die Bühne.

Diese Geschwindigkeit hat natürlich ihren Preis. Der Aufpreis für diese Überfahrt rechnet sich aber spätestens dann, wenn man sich vor Augen führt, daß man keinen ganzen Tag verliert.

Wir waren um kurz vor Mittag in Göteborg. Dadurch kamen wir noch aus der teuren Übernachtungsgegend rund um größere Städte heraus.

Unser Weg führte auf der E45 direkt aus Göteborg heraus. Wir wählten dann die 173 und die 166 für unseren weiteren Weg.

Dabei durften wir auch unsere ersten 25km Schotter ähh, schwedische Baustelle, für diesen Urlaub erfahren.

Das Wetter, na ja, es regnete zwischendurch ein wenig. In einem dieser Regenschauer gabe es eine Beinahekollision der Kuh mit einem Reh. Da ich aufgrund des Regens fast nichts sehen konnte, sah ich nur einen braunen Schatten an mir vorbeihuschen. Wenn ich das Reh gesehen hätte, dann hätte ich mit Sicherheit einen Fehler gemacht. So fehlten zur Kollision vielleicht 20cm.

Bernd als hinterherfahrender hatte sich schon fast damit abgefunden die Kuh mitsamt der Besatzung aus dem Graben zu holen und einen Arzt zu verständigen.

Die beste Sozia von allen hat zum Glück nichts von der Sache mitbekommen.

Habe ich schon erwähnt, daß der Kuhmotor noch hält ?

Allerdings haben wir ein häßliches quietschen bei weniger als 1500U/min. Ich stehe panische Ängste aus. Sollten die Kipphebel ohne Öl laufen ? Sollten Sie zuviel Spiel haben ? Fragen über Fragen.

10.08.94
Arvika => Södenhamn 446 km, 5h24m

Morgens die Ventildeckel abgenommen. Die Ölversorgung scheint in Ordnung zu sein, aber das quietschen nervt ungemein.

Tja, was soll man sagen, absolut geiles Wetter. Allerdings sind wir hier unter die Räuber gefallen. 350 Kronen für die Hütte und 3 Kronen sind für die Dusche nötig :-(.

11.08.94
Södenhamn => Asele 400km, 4h34m

Zum Schluss der Strecke haben wir 14km Baustelle der schlechtesten Art. Will sagen, der grobe Schotter ist ganz frisch aufgebracht. Die Räder versinken bis zur Felge in diesen herrlichen Steinen.

Wir benötigen fast die ganze Straßenbreite um halbwegs auf Kurs zu bleiben.

Am Ende haben wir einfach keine Lust mehr noch weiter Staub zu schlucken und verkrümeln uns auf den Campingplatz.

Für morgen verbleiben noch 6km der Baustelle. Das soll zum Frühstück reichen.

Diesmal sind keine Duschkronen nötig. Da der Campingplatz an einem herrlichen See liegt (welcher tut das in Schweden nicht ?), dürfen wir mit einigen der beißfähigen Insekten Schwedens Bekanntschaft schließen.

12.08.94
Asele => Jokkmokk 470 km 5h10

Wie oben schon erwähnt beginnt der Tag mit ca. 6km übelsten Schotter, aber dafür haben wir weiter den herrlichsten Sonnenschein.

Im Verlauf des Tages haben wir die Gelegenheit unseren ersten freilaufenden Rentiere abzuschießen. Selbstverständlich nehmen wir dazu nur den Fotoapparat, oder was dachtet Ihr denn?

Kurz vor Jokkmokk ist dann endlich soweit, wir überqueren den Polarkreis. Aber ausser einem großen blauen Schild mit entsprechender Aufschrift (unter anderen auch in Deutsch) und einer kleinen Parkbucht ist sonst nichts vorhanden. Von einer Touristikattraktion kann also keine Rede sein, auf diesem Gebiet sind die Norweger wirklich sehr viel weiter.

13.08.94
Jokkmokk => Karasjok 590 km 6h30

Heute heißt es Abschied von Schweden nehmen. Dabei zeigt sich das schwedische Wetter weiterhin von seiner sonnigsten Seite. Jetzt wo wir uns langsam der Finnmark nähern, ändert sich auch zunehmend das Landschaftsbild und die Vegetation. Sprich die Hügel werden flacher und die Bäume werden immer kleiner, von den großen zusammenhängenden Wäldern verliert sich langsam jede Spur.

Bei Karesuando geht es über die Grenze nach Finnland, allerdings ist von Zöllnern nichts zu sehen. Also kein Vergleich zur Einreise nach Schweden, wo wir streng kontrolliert wurden und die Zöllner einen grimmigen Eindruck machten.

Direkt hinter der Grenze befindet sich ein großer Touristen-Supermarkt, also die passende Gelegenheit um sich mit den obligatorischen Erinnerungs-T-Shirts und Aufklebern einzudecken. Da wir nicht genügend Finnmark haben, um in Finnland übernachten zu können, fahren wir weiter bis ins norwegische Karasjok.

Da von den 590 Tageskilometern ca 60km Schotter waren sind wir froh, als wir nach meheren Fehlversuchen endlich einen schönen Campingplatz finden.

Goodie am Rande: Die Sat-Schüsseln sind in dieser Region nicht gen Himmel gerichtet, sondern sind auf hohen Masten montiert und sind nach unten ausgerichtet.

14.08.94
Karasjok => Nordkapp => Russenes 323 km 4h10

Ausgerechnet Heute gibt es einen Wetterumschwung, über Nacht ist es eisig kalt und nebelig geworden. Zwischendurch bekommen wir noch ein paar ordentliche Portionen Regen ab. Während wir auf die Fähre zur Nordkappinsel Mageroya warten, wärmen wir uns in einer der zahlreichen Cafeterias bei Kaffee und Kuchen auf.

Außer zwei Krefelder Goldwings sind keine anderen Moppeds da. Dreimal dürft Ihr raten was wir uns an einer der zahlreichen Souvenirbuden gekauft haben. Bingo! Den wichtigen Nordkapp-Aufkleber und das entsprechende T-Shirt.

Der Fährpreis fällt mit 135 Nkr für die halbstündige Überfahrt recht heftig aus. Auf Mageroya werben am Straßenrand Schilder für frische Lachsbröte, auf deutsch versteht sich. Aber dafür ist die Straße zum Kapp wirklich klasse, außerdem laufen auf der Insel weisse Rentiere frei herum. Am Nordkapp konvergiert die Sichtweite wegen Nebels stark gegen Null:-(.

Am Kassenhäuschen dürfen wir erst einmal 100 Nkr Eintritt löhnen und zwar pro Person!!!! Endlich sind wir am Reiseziel angekommen, wir stehen an der berühmten Meridiankugel. Man kann übrigens mit dem Mopped direkt bis an die Kugel fahren, um die wichtigen Erinnerungsfotos zu machen. Da wir aber wegen des Nebels nicht mal das Eismeer sehen können, vergnügen wir uns erst einmal im modernen Touristikzentrum. Dort gibt es sogar eine eigene Poststation, so daß die Postkarten auch einen Nordkappstempel bekommen. Eine der Karten die wir abgeschickt haben kann übrigens im Fahrtwind besichtigt werden :-)

Die Videoshow die dort kostenlos gezeigt wird, ist absolut sehenswert. Da der gezeigte Film mit 8 Kameras aus verschiedenen Winkeln aufgenommen wurde, und im Kino auf eine halbkreisförmige Leinwand projeziert wird, hat man den Eindruck mitten im gezeigten Geschehen zu sein. Nach der Videoshow lichtet sich der Nebel doch noch, so daß wir eine herrliche Aussicht auf das Eismeer haben.

Da es schon wieder regnet und es schon spät ist, fahren wir nachdem wir die Insel verlassen haben, nicht mehr lange sondern nehmen auf dem ersten Campingplatz eine Hütte.

Die Hütte ist im klassischen Nierentischdesign heimelig eingerichtet. In dem zum Platz gehörenden Restaurant dürfen wir zum Glück mit Dänischen Kronen bezahlen. Der Tag am Nordkapp hatte nämlich ein recht gewaltiges Loch in unsere Reisekasse gerissen.

15.08.94
Russenes => Hammerfest => Kvänangsbotn 383 km 5h15

Das Wetter bleibt weiterhin kalt und naß, d.h. Regen- bzw. Thermokombi bleiben bei der Bekleidung erste Wahl. Hammerfest (die nördlichste Stadt der Welt) liegt übrigens auf einer recht großen Insel, auf die man ausnahmsweise über eine Brücke gelangt. Dabei handelt es sich übrigens um Norwegens längste Hängebrücke.

Die gesamte Insel ist übrigens als Rentierzuchtgebiet ausgewiesen. Wer es also bis jetzt geschafft hat noch keine Rentiere zu sehen, der wird hier rentiermässig voll auf seine Kosten kommen. Hammerfest an sich ist eher eine häßliche Stadt, wenn sie nicht soweit nördlich läge, würde sich wohl kaum ein Tourist hierher verirren. Aber dafür lassen wir uns auf dem Marktplatz frische Lachsbrötchen schmecken.

Dieses kulinarische Erlebniss ist zwar nicht gerade billig, aber preiswerter als hier gibt es sie in ganz Norwegen nicht. Ansonsten ist Hammerfest von den Gebäuden der Fischindustrie geprägt. Sehenswert ist höchstens noch die Meridiansäule, die als Erinnerung an die erste Erdvermessung aufgestellt wurde. Bei der Suche nach einer Hütte stellen wir fest, daß heute die Nachsaison angefangen hat.

Dies bedeutet, daß einige der Campingplätze geschlossen haben und das die Fähren weniger oft fahren. Aber schließlich werden wir doch noch fündig allerdings sind wir vor echte Sprachschwierigkeiten gestellt, da die Platzbesitzerin nur Norwegisch spricht. Aber als auch dieses Problem überwunden ist, haben wir den Platz für uns ganz allein und können die Ruhe genießen.

16.08.94
Kvänangsbotn => Tahelvdal 425 km 5h14

Die ersten 6km des Tages führen über einen aufgeweichten Schlammweg. Unsere Moppeds sind danach natürlich ziemlich eingesaut. Obwohl wir weiterhin vom naß-kalten Wetter verfolgt werden, machen wir einen Abstecher nach Tromsø, um das größte europäische Kirchenglasfenster zu besichtigen.

Da unsere Reisekasse mal wieder leer ist suchen wir in der Innenstadt die nächste Bank auf. Im Schalterraum werden wir von einem riesigen ausgestopften Eisbären begrüßt. Naja andere Länder andere Sitten.

In Tromsø lohnt es sich, im Gegensatz zu Hammerfest, einen ausgedehnten Stadtbummel zu machen. Vor allen Dingen die zentrale Fußgängerzone und der Hafen mit seinen riesigen Holzlagerhäusern sind sehenswert.

Mit unsere frisch aufgefüllten Kasse werden wir etwas übermütig und beschließen in einem von außen echt nobel aussehenden Lokal zu essen. Da unsere Klamotten von der morgendlichen Schlammpartie eingesaut waren, hatten wir schon ein etwas schlechtes Gewissen als wir das Restaurant betraten.

Die Gewissensbisse verflogen allerdings schnell als wir feststellten, daß es sich bei dem vermeintlichen Nobelschuppen lediglich um eine Cantina handelte. Die Preise sind aber dennoch gesalzen. Einzig das Dagens (Tagesmenu) scheint preislich angemessen. Wie auch 3/4 der übrigen Gäste entschließen wir uns für das Tagesgericht. Es gab Fiskekakka mit Salzkartoffeln. Die Norweger scheinen einen etwas anderen Magen zu haben, denn das Essen war hart an der Grenze. Bei den Kartoffeln handelte es sich wohl um orginal norwegische Steinkartoffeln, wir haben jedenfalls niemals vorher derart harte Kartoffeln gegessen. Die Fiskekakka waren, aus einer undefinierbaren graün Masse geformte, Frikadellen.

Nachdem unsere Mägen gefüllt waren stand Kultur auf dem Programm. Also rauf auf die Bikes und zur Polarkirche gefahren. An der Kirche durften wir dann erst mal wieder 10 Nkr pro Person Eintritt blechen. Das schon erwähnte Fenster ist zwar groß aber nicht besonders schön, ein Besuch im Kölner Dom lohnt sich da schon eher :-)

17.08.94
Tahelvdal => Adenes (Inselgruppe Vesteralen) 380 Km

Nachdem wir wieder einmal in den Regenkombis starten durften, hat Petrus schließlich doch Mitleid mit uns, so daß wir bei strahlenden Sonnenschein unser Mittagessen am Fjord kochen können. Da wir von Adenes aus an einer Walsafari teilnehmen wollen, suchen wir uns ein Quartier vor Ort. Die Walsafari ist eine der größten Touristenattraktionen überhaupt, dementsprechend sind die Übernachtungspreise schlichtweg schockierend.

Da die Safari sehr früh startet und wir noch keine Karten haben, entschließen wir uns in der Jugendherberge direkt am Hafen zu übernachten, damit wir am nächsten Morgen noch rechtzeitig Karten kaufen können. Als am Hafen nach und nach immer mehr Wohnmobile parken, bekommen wir es doch etwas mit der Angst zu tun.

Da die meißten Camper aber Langschläfer sind, wird Alexander auserkoren in aller Frühe die Karten zu besorgen. Im Verlauf des Abends sorgt Alexander noch für etwas Aufregung in der Jugendherberge, indem er es schafft das Schloß einer Toilette zu demolieren. Das das Schloß kaputt war hat er aber erst bemerkt als er die Lokalität wieder verlassen wollte. Durch lautstarkes an die Tür klopfen hat er dann die halbe Jugendherberge mobilisiert. Susanne und ich haben allerdings erst als letzte auf seine Klopfzeichen reagiert. Nachdem wir uns erst mal über die für uns lustige Situation beömmelt haben und dann ratlos vor der verschlossenen Tür gestanden haben, hat Alexander dann schließlich über die Feuerleiter sein Gefängnis verlassen.

18.08.94
Adenes => Walsafari => Hadsel 120km

Unser Plan ist aufgegangen denn Alexander hat es geschafft die Karten zu kaufen. Allerdings vergeht uns beim Preis von 575 Nkr pro Karte fast der Appetit auf das Frühstück. Aber wir sagen uns, wenn wir schon eine Reise von 10.000km machen um auf einem Felsen zu stehen, dann kommt es auf 'paar' Kronen auch nicht an.

Um 10.30 Uhr beginnt dann das Abenteur Whale-Watching mit einer Führung im Walmuseum. Am Anfang der Führung werden die Teilnehmer in fünf 'Sprachgruppen'(Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Norwegisch) eingeteilt. Die Gruppe der Italiener ist erstaunlicherweise am größten.

Die Führungen werden von Biologiestudenten durchgeführt, die uns einiges wissenswertes über Wale vermitteln. Unter anderen halt auch welche Walarten sich vor Adenes herumtreiben und wie man die verschiedenen Arten unterscheiden kann. Außerdem wird eine sehr schöne Diashow gezeigt. Im Anschluss bekommen wir dann erzählt, daß es zehn Jahre gedauert hat die Dias aufzunehmen und wir ja nicht zu große Erwartungen haben sollen. Am Ende der Führung werden dann Tabletten gegen Seekrankheit verteilt :-) Dann ist es endlich soweit wir stechen mit einem umgebauten Walfängerschiff, bei herrlichsten Sonnenschein und wenig Wellengang, in See.

Da es ca. eine Stunde dauert bis wir im Walgebiet sind können wir uns erst mal am Anblick der Vesteralen von See aus erfreuen und uns die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Schließlich werden wir über die Bordlautsprecher informiert, daß das Beobachtungsgebiet erreicht ist. Natürlich ist an Bord sofort angestrengtes Walesuchen angesagt. Plötzlich ein allgemeiner Aufruhr, der erste Wal ist gesichtet worden! Bloß ich scheine der einzige an Bord zu sein, der die Gischtfontaine nicht gesehen hat. Echt frustrierend:-( Aber da ringsum immer mehr Wale 'blasen' werde ich auch noch 'sehend'.

Allerdings haben wir die Wale selbst noch nicht gesehen, aber das sollte sich recht schnell ändern. Denn sobald in der Nähe unseres Schiffes ein Wal bläst, gibt der Kapitän Vollgas und hält auf den Wal zu. Kurz vor erreichen des Wals wird dann die Maschine gedrosselt und wir treiben langsam am Wal vorbei. Erstaunlicherweise scheinen sich die Wale an dem Schiff überhaupt nicht zu stören. Sie lassen das Schiff sogar bis auf ca. fünf Meter an sich herankommen. Wenn dann ein Wal abtaucht und uns dabei mit seine mächtigen Schwanzflosse 'zuwinkt' hört man fast nur noch das Klicken der Fotoapparate. Heute bereuen wir es zum ersten Mal, daß wir nur eine kleine Pocketkamera dabei haben. Leider war für die große kein Platz mehr in irgendeinem Koffer. Jetzt bereuen wir den Entschluß ohne die Kamera gefahren zu sein.

Zwischendurch wird von der Crew Kaffee, Suppe und Kekse verteilt, die von uns dankbar vertilgt werden, denn Seeluft macht hungrig. Nachdem wir sechs Stunden auf See waren, ca. 20 Wale gesehen haben und zahlreiche Fotos geschossen haben, laufen wir wieder im Hafen von Adenes ein. Im Walmuseum kaufen wir uns dann noch die obligatorischen Souvenirs.

Als Fazit kann man sagen, daß die Walsafari zwar teuer ist, aber sie ist wirklich jede Krone wert.

Wir nutzen den herrlichen Sonnenschein und fahren noch bis nach Hadsel auf den Lofoten.

19.08.94
Hadsel => Å 259 km 4h

In Hadsel wollen wir an einer Schiffahrt durch den Trollfjord teilnehmen. Der Trollfjord ist angeblich der kleinste und schönste Fjord Norwegens. Leider werden wir voll von der Nachsaison erwischt, sprich die Ausflugsfähre fährt schon nicht mehr. Auf Nebenstraßen, teilweise handelt es sich dabei wieder um Schotterwege, erkunden wir dann die Lofoten. Schließlich kommen wir dann in Å, der Stadt mit dem weltweit kürzesten Namen, an.

Å hat übrigens einen wunderschönen Hafen mit echtem Postkartencharakter. Da die Fähre nach Bodo (Festland) erst am nächsten Morgen um 6.00 Uhr fährt, beziehen wir auf dem Campingplatz von Å eine Hütte. Wir sind mehrere Tausend Kilometer von Zuhause entfernt und dann wohnen in der Hütte neben uns ebenfalls Kölner. Tja wir Kölner scheinen halt besonders reiselustig zu sein ;-) Der Campingplatz liegt übrigens wunderschön auf einer hohen Klippe direkt am Meer.

20.08.94
Å => Mosjön

Da die Fähre um 6.00 Uhr ablegt heißt es schon um 4.00 Uhr aufstehen. Aber dafür sind wir dann auch als erste am Hafen. Da wir während der Überfahrt den berüchtigten Mahlstrom durchfahren werden, nehmen Alexander und ich die Rettungsinseln besonders ausgiebig in Augenschein. Von dem laut Reiseführer brodelnden Wasser im Malstrom, können wir allerdings nichts sehen. Von Bodø aus fahren wir dann über die E6 weiter Richtung Mosjön. Je näher wir an den Polarkreis kommen umso kälter wird es, aber wenigstens scheint weiter die Sonne.

Bei unserem Zwischenstopp am Polarkreis ist es dann eisig kalt und auf den umliegenden Bergen liegt reichlich Schnee. Der Polarkreis ist in Norwegen übrigens touristisch vollkommen erschlossen. Es gibt dort ein regelrechtes Tourizenter mit Cafeteria und Souvenirshop. Als wir wieder im Tal sind ist es zum Glück wieder wärmer, so daß wir an einem Fluß picknicken können.

21.08.94
Mosjön => Fläsnes 323km 4h

Unsere Route führt uns über eine schöne Nebenstrecke Richtung Fläsnes. Fläsnes liegt übrigens in der Nähe von Namsos. Um die Mittagszeit werden wir wieder mal von der Nachsaison eingeholt, d.h. wir müssen über eine Stunde auf die Abfahrt einer Fähre warten. Da es gerade Mittag ist entschließen wir uns in dem Restaurant, daß am Fähranleger liegt, zu essen.

Auf der Tageskarte stehen ein Fischgericht und Ishavsbiff. Da wir unser letztes Fischabteuer noch in unguter Erinnerung haben, wählen wir drei das Ishavsbiff. Wegen der Endsilbe -biff wußten wir, daß es sich dabei um ein Fleischgericht handelt. Wir bekommen dann jeder ein großes Stück Fleisch, in einer kräftigen braunen Soße mit Fritten, serviert. Als wir das Fleisch probiert haben versuchen wir zu erraten um was für eine Fleischsorte es sich handelt. Wir kommen zu dem Ergebnis, daß es sich um irgendeine Wildsorte handeln muß. Neugierig wie wir nun mal sind, fragen wir nach dem Essen den Wirt was wir gerade gegessen haben.

Da der Wirt nur Norwegisch spricht versucht er, es uns mit Händen und Füßen zu erklären. Schließlich holt er einen Gärtner der Englisch und ein paar Brocken Deutsch spricht. Zunächst erklärt er es auf Englisch, als dabei das Wort seal fällt keimt bei uns ein Verdacht. Man kennt ja aus zahlreichen Aktionfilmen die Navy-Seals. Und dann sagt er es tatsächlich auf Deutsch, Seehund!!, wir haben also Seehund gegessen. Also haben wir eine kulinarische Erfahrung mehr gesammelt ;-) Aber gut geschmeckt hat das Essen trotzdem.

22.08.94
Fläsnes => Oysanden (bei Trondheim) 334km 4h15

Da es in Strömen regnet fahren wir, wegen fehlender Motivation, erst um 11.00 Uhr los. Bei Namsos haben wir dann noch die Lachsstiegen besichtigt.Dabei handelt es sich um einen Wasserfall an dem ein interessantes Lachsaquarium liegt. Der ausgestopfte Seehund, der dort ausgestellt wurde, hat bei uns natürlich

besonderen Anklang gefunden.:-) Im Supermarkt von Grong haben wir dann zu Mittag gegessen, diesmal gab es wieder orginal norwegische Burger. Einmal Fiskekaker und Seehund haben uns halt gereicht.

Woran erkennt man übrigens das eine Busladung Ossis im Supermarkt ist? Na klar, der Bananenstand wird gestürmt. Kein Witz sondern wirklich passiert.

Das es nicht so toll war den Tag in der Regenkombi zu verbringen, brauche ich wohl nicht zu erzählen. Aber wenigstens haben wir die Fähre nach Trondheim noch so gerade erwischt.

23.08.94
Oysanden => Trollstigveien => Valldal 371km 4h48

Heute da eine der großen norwegischen Sehenswürdigkeiten auf dem Programm steht, spielt auch das Wetter wieder mit. In Halsa haben wir wieder mal mit einer Fähre übergesetzt, auf der Fähre gab es dann erst mal die üblich Pølser zum Frühstück. Bevor wir uns den Trollstigen nähern stärken wir uns bei einem Picknick an einem Fjord.

Dann ist es soweit wir fahren in das Tal der Trollstigen. Vor uns liegt die steil aufragende Wand des Trollstigveien die Berge die rechts und links liegen sind teilweise über 1700 m hoch. Man hat das Gefühl in eine riesige Sackgasse zu fahren. In elf Serpentinen führt die Straße dann den Berg hinauf. Auf ungefähr halber Höhe überquert die Straße dann einen recht großen Wasserfall. Auf der Passhöhe genießen wir dann die super Aussicht und geben uns dem Tourirummel hin.

In Valldal übernachten wir dann auf einem Platz der im Schatten einer hohen Felswand liegt. Es lohnt sich übrigens bei den Campingplätzen in Valldal einen Preisvergleich zu machen. Denn die Preisunterschiede sind teilweise recht erheblich.

24.08.94
Valldal => Geiranger => Lom 270km 4h

Von Valldal aus geht es schnurstracks Richtung Geirangerfjord. Man kann vom Aussichtspunkt der Adlerstraße oberhalb des Geirangerfjordes, übrigens die einzig ganzjährig befahrbare Straße nach Geiranger, einen ersten Eindruck von der Schönheit des Fjordes bekommen.

Wenn man Glück hat fährt auch gerade ein Schiff durch den Fjord, so daß man ein geniales Fotomotiv hat.

Geirander an sich ist ein ziemlich häßliches Örtchen. Es ist einfach von Touristen überlaufen. Man merkt dies besonders, wenn man vorher tagelang die Einsamkeit genossen hat.

Da wir aber mit der Fähre durch den Geiranger wollen, warten wir mal wieder auf die Fähre. Damit die Wartezeit nicht allzu langweilig wird, gibt es erst einmal ein Eis. Mit dem in der Hand schauen wir dem Wasserflugzeug zu das mit Touristen eine Runde durch den Fjord fliegt.

Mit der Fähre geht es dann nach Hellesylt. Diese Fähre ist auch ein wenig teurer als der Rest der Fähren. Die Fähren an den Touristenattraktionen finanzieren wohl einige der anderen Fähren mit.

Während der Überfahrt bekommt man die Sehenswürdigkeiten des Fjords in sechs oder sieben Sprachen erläutert. Einige Japaner bekommen jedenfalls wegen der heimatlichen Klänge leuchtende Augen. Wir haben schlichtweg geniales Wetter. So kommt die Fahrt durch den Fjord noch besser. Meiner Meinung nach ist diese Fähre ein Muss.

Aber auch die schönste Fährfahrt ist einmal zu Ende und so geht es dann über Stryn (Sommerskigebiet) rauf zum Jostedalsbreen. Wir entschließen uns so nahe wie möglich an den Breen zu fahren und wählen daher die alte R258. Diese teilweise unbefestigte Straße führt durch das landschaftlich sehr reizvolle Videdalen. Teilweise unbefestigt ist aber mehr als eine Untertreibung. Aber die Eindrücke die man hier sammelt sind das ganze Wert.

Ich zitiere mal aus dem Tagebuch: Die Strecke ist schöner und serpentinenreicher als die Trollstiegen. Allerdings ist die Abfahrt eine Schotterstrecke.

Bei Grotli geht es dann wieder Richtung Geiranger, denn den Blick den man von der Dalsnibba aus auf Geiranger genießen kann ist wohl einer der eindrucksvollsten in ganz Norwegen überhaupt.

Allerdings ist die Auffahrt zur Dalsnibba mautpflichtig. Diese 20 Kronen pro Mopped lohnen sich auf alle Fälle. Nun geht es 5km nur nach oben. Die Strecke ist nicht asphaltiert, unbefestigt und extrem rutschig. Aber dafür genießt man dann von 1476 m. über NN einen genialen Blick runter auf Geiranger und über die Gletscher rundrum.

Wir sind dann weiter nach LOM. Hier gibt es eine Stabkirche von 1170. Dies ist eine der ältesten in Norwegen.

Der Campingplatz ist empfehlenswert. Die Burgerbude am Kreisverkehr auch. Hier gab es die bisher größten Burger (190g).

25.08.94
Lom => Sognedal => Hol 389km via: Lom --> Sognedal, Fähre Hella--> Vangsnes, 13 Richtung Vinje, E6, 50 Richtung Hol

In Elveseter kurz hinter Lom steht mitten in der Pampas die Sagasäule. Auf dieser Säule wird die Geschichte Norwegens bis ins, wenn ich mich recht erinnere 14 Jahrhundert dargestellt. Es handelt sich angeblich um die höchste Säule der Welt. Ob wir das glauben sollen ?

Vangsnes war der Sage nach der Wohnsitz des Winkingerkönigs Fridtjov. Deswegen findet man auch oberhalb des Fähranlegers die Fridtjovstatue.

Wenn man dann schon in Vik ist, dann muss man sich auch die Hopperstad Stabkirche ansehen. Diese Kirche wurde um das Jahr 1130 errichtet. Schon beeindruckend was man so alles mit Holz anstellen kann.

Auf der 50 gibt es einen Tunnel nach dem anderen. Da die wie in Norwegen üblich nicht gerade üppig beleuchtet sind, ist eine Tunnelfahrt immer eine recht spannende Sache. Da auch keine Kurven angekündigt werden, führt dies manchmal zu recht hohen Adrenalinstößen.

Tunnel in Norwegen sind in der Regel einfach große schwarze Löcher in denen es schweinekalt ist ;-).

So legen wir heute so an die 40 km in Tunneln zurück. Der längste mißt dabei knapp über 11 km.

Da wir uns dabei die ganze Zeit kurz unterhalb der Wolken bewegen nimmt die Kälte diese häßliche Form an die einem mit der Zeit jede Lust am Moppedfahren verlieren läßt. Zum Schluss regenet es auch noch.

In einem der Fjorde lag heute die MS-Berlin vor Anker. Die Passagiere werden gerade ausgeschifft und in Busse verladen. Wir sehen nachher einige der 6 Busse bei einem unserer Tankstopps wieder.

Das eigentlich eindrucksvolle an der Sache ist aber, wie klein und zierlich die MS-Berlin in dem Fjord wirkt.

26.08.94
Hol => Hardangervidda => Kristiansand 550km

Da es ohne Ende schüttet steigen wir wieder in die Lieblingskleidung des Moppedfahrers ;-).

Es geht übers Hardangervidda. Das Hardangervidda ist das höchste Hochplateau das Europa bieten kann. Die Vegetation hier oben ist äußerst karg. Es kommt einem fast wie eine Mondlandschaft vor. Der Wind der hier oben geht ist nicht von schlechten Eltern.

Eigentlich wollten wir noch an dem Prekkestolen fahren, aber leider ist die Straße die wir nehmen wollten gesperrt. Umleitungen gibt es auch nicht. Also entschließen wir uns direkt nach Kristiansand zu fahren.

Vielleicht kriegen wir ja noch die Nachtfähre und können auf der eine Mütze Schlaf nehmen.

Wir kommen um 19 Uhr in Kristiansand an. Voller Freude wandern wir zum Verkauf. Als ich dem Menschen sage, daß ich gerne die Nachtfähre heute mit 2 Moppeds nehmen möchte, zuckt er nur kurz und sagt: Tut mir leid, aber das wird heute und morgen gar nichts mit der Überfahrt. Ich kann Dir erst einen Platz in zwei Tagen fest buchen.

Die Fähren fahren jetzt in der Nachsaison nur noch dreimal am Tag und nicht fünfmal wie in der Saison.

Also buchen wir erst einmal für in zwei Tagen. Der Verkäufer gab uns aber mit, daß wir morgen früh um 6 Uhr zum Anleger kommen sollten, da es ja auch eine Warteliste gäbe und unsere Chancen mit den Motorrädern gar nicht so schlecht wären.

Wir suchen uns wohl oder übel eine Unterkunft für eine Nacht und leien uns ein weiteres mal einen Wecker.

Leider haben meine Krauser im Gegensatz zu Bernds Hepcos dem Regen nicht standgehalten. Ergebnis: Susanne und ich nutzen das Zimmer als Trockenkammer um wenigstens trockene Wäsche für morgen zu haben.

27.08.94
Kristiansand => Blockhus 50km

4 Uhr morgens geht der Mistwecker. Wir packen alles zusammen und rödeln die Moppeds auf. Zum Glück regnet es nicht. Die nassen Handschuhe und der nasse Helm sind schon ecklig genug.

Wir alle haben ein leicht flaues Gefühl wegen der Ungewissheit unserer Überfahrt im Magen.

Als wir um kurz nach 5 Uhr am Fähranleger ankommen erwartet uns eine recht große Autoschlange am Schalter. Nicht wenige haben hier auf dem Platz im Auto übernachtet.

Es beginnt der fröhliche Ringelreihen am Schalter. Es sind fast ausschließlich Deutsche hier. So kann man mal wieder mit anderen klönen. Einige der Wohnmobiltreiber warten schon zwei Tage und länger hier auf dem Platz. Angeblich sind auch fest gebuchte Fahrzeuge nicht mitgekommen, da die Fähre überbucht ist.

Das stimmt uns nicht gerade besonders hoffnungsvoll. Aber ein Mopped läßt sich ja noch irgendwo zwischenquetschen.

Ich erkämpfe mir um 6 Uhr als die Wartenummern verteilt werden die Pole-Position. Mit der Nummer in der Hand ist schon mal die erste Hürde genommen. Jetzt kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Wie üblich streben wir in die erste Reihe ;-).

Um 7.30 Uhr ist es dann soweit. Die Moppeds werden auf die Fähre gewunken. Ein letztes mal müssen wir bangen, denn die Tickets werden über Funk überprüft. Der Kerl wird uns doch nicht ...

Er hat nicht. Nach einer bangen Minute winkt er uns auf die Fähre. Die Moppeds werden wie üblich mit einem Keil und Seil gesichert.

Jetzt wird erst einmal gefrühstückt. Das erste Frühstück ist noch vor Abfahrt der Fähre vertilgt. Als die Fähre ablegt genehmigen wir uns unser zweites Frühstück.

Nach 4h30m kommen wir im Regen in Hirthals an. Da wir uns den Rückreiseverkehr nicht antun wollen haben wir uns entschlossen noch ein paar Tage in Dänemark zu verweilen.

Wir quartieren uns in Blockhus in einer gemütlichen Pension ein und lassen diesen herrlichen Urlaub gemütlich ausklingen.

Puhhh, endlich geschafft ;-). Das war es also für's erste. Wenn noch Fragen übrig sind so stellt diese ruhig. Wir beissen in der Regel keinen.

Der Bericht ist eine Koproduktion von Alexander & Bernd Bauer. An den Original handschriftlichen Aufzeichnungen wirkte auch noch Susanne Fischer mit.


Sonstiges:

Übernachtung:
In Schweden und Norwegen gibt es eine recht feine Einrichtung. Die sogenannten Hütten. Es handelt sich hierbei in der Regel um Holzhütten, ähnlich den bei uns vorhandenen Gartenlauben, die man für Übernachtungen mieten kann.

Die Hütten gibt es in unterschiedlichen Varianten, so ist alles von 2-4 Bett und manchmal größer vorhanden. Die Einrichtung variiert ein klein wenig. Manchmal ist ein Kühlschrank dabei und mal eben nicht. Aber alle Hütten die wir bisher hatten verfügten über eine Heizung und zumindest eine Kochplatte.

Es gibt etliche Bauern/Privatpersonen die ein paar Hütten in Ihren Gärten stehen haben und damit ein wenig Geld nebenher verdienen, denn die Hütten sind pflegeleicht. Der Grund liegt darin, daß man die Hütten wieder so verläßt wie man sie vorfindet. Das ist zumindest besenrein. Wir hatten auch einige Hütten, deren Holzboden auf hochglanz poliert war. Da bekommt man schon fast ein schlechtes Gewissen mehrmals durchzurennen.

Je nach Gegend variieren auch die Preise. In der Nähe großer Touristenattraktionen oder Städte sind die Hütten wesentlich teurer als beim Baürn im Garten der 50km von der Stadt wohnt. Unsere Preise lagen so zwischen 20 und 50 DM. Die meißten so um die 30-35 DM.

Wer also keine Lust hat abends ein Zelt aufzubauen fährt mit den Hütten gar nicht so schlecht.

Ich mache mir jedenfalls nicht die Mühe abends ein Zelt aufzubauen, wenn herrliche Hütten zur Verfügung stehen.

Schlafsack ist allerdings nötig.

Die sanitären Einrichtungen sind meist die des Campingplatzes. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die meißtens sehr viel sauberer sind als hier in Deutschland. Bei Privatpersonen kann es vorkommen, daß keine Duschmünzen nötig sind. Auch hier hatten wir alles von umsonst bis zu 5 Kronen.

Es gibt auch reine Hüttendörfer, die meist einen besseren Eindruck machen als die gemischten Campingplätze. Also meiner Meinung nach sind die Hütten absolut empfehlenswert. Man sollte ruhig einfach einem Schild Stugor/Stuga (Schweden) oder Hytter/Hytte (Norwegen) nachfahren und sich das ganze ansehen.

Wenn man nicht gerade in der tiefsten Pampa ist, kommen zumindest alle 20-25 km Hütten vor. So gegen 17.30 - 18.00 Uhr sollte man seine Hütte gefunden haben, sonst steht man vor einem ausverkauften Platz. Abends merkt man erst einmal wieviele doch unterwegs sind.


Ernährung:
In allen Skandinavischen Ländern gibt es ein Dagens Ratt. Das ist das Tagesgericht. Meist liegt dies um die 15-20 DM inkl. Kaffee. Kaffee ist in Norwegen das Nationalgetränk und wird auch entsprechend konsumiert. Bei dem Tagesgericht sollte man entweder die Karte lesen können oder aber alles einfach auf sich zukommen lassen, falls nicht mal wieder Hacksteack oder Fischpudding draufsteht. So sind wir zu unserem ersten Seehund gekommen. Alles in allem ist das Dagens Ratt eine empfehlenswerte Sache.

Alkoholische Getränke sollte man sich nur leisten, falls man Geld im Überfluß hat. Die meisten Restaurants in Norwegen haben übrigens keine Schankerlaubnis.

Tja, was bleibt einem sonst noch, einkaufen an einer Tankstelle, die Preise liegen nicht über dem Niveau des Supermarktes. Aber nicht überall gibt es Supermärkte sh. Tanken. Was man sich aber auf alle Fälle holen kann sind die Tütensuppen. Herkömmliche Konservendosen sind sowohl in Schweden als auch in Norwegen rar gesät. Wer schon Pfand auf Coladosen hat, wird auch kein Blech an Konserven verschwenden. Es gibt in der Regel nur Gulasch, Labskaus (gar nicht schlecht) und Ravioli als Konserven. Den Rest gibt es als Tütensuppen mit Einlage. Also ist dehydrierte Tütensuppe für den Selbstversorger angesagt. Die Dinger haben natürlich ein unschlagbares Packmass. Das ganze mit einer Ladung Kjöttböller (Fleischklößchen) aus der Tiefkühltheke und/oder Maccaroni ergänzt ergibt einen recht schmackhaften Eintopf.

Man sollte allerdings drauf achten, daß man keine Rentierböller, Rentier- oder Elchgulasch erwischt. Die schmecken mir persönlich nicht so gut ;-).

Norwegen und Schweden sind aber voll amerikanisiert, das heißt an fast jeder Ecke gibt es eine Burgerbude die ausgezeichnete Burger zu zivilen Preisen zubereiten. Restaurants sollte man sich abgewöhnen. Zum einen sind die recht dünn gesät und zum anderen nicht gerade billig.


Tanken:
In Norwegen und Schweden muß man sich von unserem Begriff der Tankstelle verabschieden. Je weiter nördlich man kommt, desto mehr Funktionen übernimmt die Tankstelle. So ist es ganz normal in der Tankstelle Lebensmittel zu kaufen. Die Preise sind sogar noch in Ordnung. Oft ist in die Tankstelle eine Pommesbude integriert. Es gibt aber auf alle Fälle die genialen Pölser med Brød. Es handelt sich hierbei um eine Art Hot-Dog. Die gibbet auch auf fast jeder Fähre. So als zweites Frühstück oder für den kleinen Hunger zwischendurch ;-).

Die Tankstellen sind sehr oft auch noch Post, Bank, Telefonposten, erste Hilfe Posten, Verkäufer von Angelerlaubnisscheinen und und und.

So eine kleine Norwegische/Schwedische Dorftanke hat mehr im Angebot als so manche hier in Deutschland die sich Truck-Stopp schimpfen darf.

Man muss das einmal gesehen haben. Es ist auch sehr viel an üblichen Ersatzteilen da, also Keilriemen, Zündkabel, Kerzenstecker, Zündkerzen im 10er Pack, Werkzeug, Ersatzlampen, Ersatzgläser, Motoröle in allen erdenklichen Varianten .....

Sehr viele Tankgesellschaften haben auch Kontantkarten. Das sind Rabattkarten. Je öfter man bei einer Gesellschaft tankt, desto mehr Rabatt gibt es. Diese Karten sind umsonst. So kommt auch wieder die ein oder andere Krone in die Urlaubskasse.

Die einsam gelegenen Tankstellen haben in der Regel auch einen Tankautomaten falls die Tanke mal nicht geöffnet ist.

Es kann durchaus vorkommen, daß mal mehr als 200km keine Tankstelle kommt. Das passiert einem allerdings fast nur auf den interessanten Nebenstraßen. Also sollte man seine Tankstopps so alle 200km einplanen.


Fähren:
Innerhalb Norwegens wird man fast gezwungen mehrmals am Tag Fähre zu fahren ;-).

In der Nachsaison sollte man sich auf alle Fälle Fährpläne besorgen, denn einige Fährverbindungen werden eingestellt und andere haben nur einen reduzierten Fahrplan. Man kann dann also schon mal einen halben Tag auf die Fähre warten wenn man Pech hat und die Fähre nicht umfahren kann.

Der Preis pro Mopped belief sich auf 24,-Kronen. Es gibt allerdings einige Fähren die kosten ein wenig mehr. Bei uns war das einmal die Fähre durch den Geiranger und die Fähre zum Nordkap. Die Geirangerfahrt sollte man allerdings unbedingt machen. Dann über Stryn und die alte Kammstraße nach Dlasnibba und einen Blick aus 1455m Höhe auf Geiranger werfen.

Mit den Motorrädern kommt man in der Regel problemlos auf die Fähre. Die Inlandsfähren sind einfach als eine Fortsetzung der Straße zu sehen und dementsprechend malt der zuerst, der zuerst kommt. Aber ein bißchen vordrängeln mit dem Mopped nimmt einem niemand übel.

An den Fähranlegern gibt es sehr oft auch Gatekjöcken. Das sind etwas aufgewertete Pommesbuden. Auch dort gibt es ein Dagens Ratt oder zumindest einen heissen Kaffee.


Straßen:
Tja, die Straßen in Norwegen/Schweden. Darüber alleine kann man Bücher schreiben.

Wo fange ich da nur an. Im Süden sind die Straßen in der Regel sehr gut ausgebaut und entsprechen durchaus dem was wir so unter Bundesstraße verstehen. Allerdings sind auch hier schon sehr viele Nebenstraßen zumindest in Schweden, schon nicht mehr asphaltiert.

Es kann also durchaus passieren, das man auch hier schon einen ersten Schotter-/Sandpisten-Test mit vollbeladenem Mopped machen kann. Wem dieses Risiko nicht eingehen möchte muß sich an die Europastraßen halten. Die sind allerdings recht langweilig.

Die Baustellen haben auch nichts mit den unseren gemeinsam. Wir hatten mehrer über 20km lange Baustellen. Baustelle heißt dann, keine Asphaltdecke mehr, loser Sand, Löcher die ab und zu mal mehr als einen halben Meter tief sind oder einfach nur loser Schotter. Teilweise ist der dann so tief, das der Reifen komplett bis zur Felge im Schotter verschwindet.

Man muß sich hier erst einmal überwinden und das Mopped einfach fliegen, ähh so mit 60-70 km/h laufen zu lassen. Das ist meiner Erfahrung nach das Tempo bei dem das Mopped ganz prima über schon recht große Löcher wegrollt. Den ganz dicken Brocken sollte man aber immer noch versuchen auszuweichen.

Je weiter nordwärts es geht, desto enger und schöner werden die Straßen. Die Straßen sind dann in der regel nur noch einspurig und entsprechen in etwa dem was ich auch hier auf den Eifelnebenstrecken kenne. Allerdings kommen einem in der Eifel recht wenige 40Tonner in einem einspurigen Tunnel entgegen. Das sind dann die Begegnungen der dritten Art auf die man gefaßt sein muß.

In Norwegen weiden auch Schafe, Ziegen und Kühe an der Straße bzw. liegen dann auf der Straße dösend herum. Hier hilft die Hupe. Schafe und Ziegen kennen anscheinend dieses Geräusch. Ein Auto oder Mopped bringt sie nicht dazu auszuweichen bzw. die Straße freizumachen. Ein kurzer Huper schafft dagegen richtig freie Bahn. Es gibt aber immer wieder Leute die dies einfach nicht raffen und in einer Ziegenherde steckenbleiben. Also muß man in manchen Gegenden höllisch auf Ziegenmist auf der Fahrbahn achten. Gerade bei Regen sind die Dinger höllisch glitschig.

Wo wir gerade bei Tieren auf der Straße sind, Rentiere und Elche genießen Vorfahrt.

Summasumarum, die Stossdämpfer sollten vollkommen in Ordnung sein. Ansonsten kann sich der mit Sicherheit irgendwo in der Pampas verabschieden.


Karten:
Um eine vernünftige Orientierung zu gewährleisten, hat sich bei uns folgendes bewährt. Einmal eine Übersichtskarte mit dem Maßstab 1:800000 und dann entsprechende Tageskarten mit einem Maßstab um die 1:400000.

Herausheben kann man hier für Norwegen die Capellens die in Deutschland von Kümmerly + Frey aufgelegt werden. Auf den Karten sind fast alle Campingplätze eingezeichnet und klassifiziert. Allerdings ist diese Klassifizierung nur eine grobe Richtlinie. Aber man weiss wenigstens wo der nächste Platz liegt.

Für Schweden haben wir auch einen Kartensatz der die gleiche Qualität wie der Capelens aufweist, aber im Moment habe ich hier keine rumliegen um nähere Angaben zu machen.

Die Capellens haben aber teilweise unterschiedliche Maßstäbe. Darauf sollte man bei seiner Tagesplanung achten.

In den nördlichen Gefilden reicht die Karte im Maßstab 1:800000 aus um danach zu fahren. Wer allerdings ein klein wenig genauere Angaben braucht, sollte auf alle Fälle auf der 1:400000 die Strecke mitverfolgen.


Reiseführer:
Leider habe ich erst nach unserer Rückkehr einen meiner Meinung nach vernünftigen Führer für die Tour zum Nordkap und zurück gefunden.

Wir haben bisher einen Führer für Norwegen und einen für Schweden gehabt, die allerdings sehr viel Randinformationen beinhalten, aber nicht gerade unterstützend bei der Tourenplanung sind.

Deswegen erwähne ich hier mal den Führer den ich beim Stöbern in der Buchhandlung fand:

Werner Rau Queur durch SKANDINAVIEN Reiseziel Nordkap

Die schönsten Reiserouten durch Dänemark, Norwegen, Finnland, Schweden

Rau's Reisebücher Band 1 ISBN 3-926145-14-5 39,80 DM.

In diesem Führer finden sich vorbereitete Routen mit einer ausführlichen Aufzählung und Beschreibung der Sehenswürdigkeiten, Alternativrouten, Fährverbindungen, mögliche Campingplätze und und und.

Also eigentlich ist das gute Stück für eine Tourenplanung recht optimal. Wer es ein klein wenig individueller mag, wird aber mit Sicherheit einige interessante Anregungen erhalten.


Anreise:
Da weder Bernd noch ich gerne ganze Tage auf Fähren verbringen, haben wir uns letztes Jahr für die Überfahrt von Grena/Dänemark nach Varberg/Schweden gewählt. Die Überfahrt daürt ca. 3,5 Stunden.

Dieses Jahr haben wir uns für Frederikshaven/Dänemark nach Göteborg/Schweden mit dem Seacat entschieden. Es handelt sich hierbei um einen Hochseecatamaran der mit bis zu 36 Knoten über das Wasser fegt. Dadurch reduziert sich die Daür der Überfahrt auf 1h45min.

Der Aufpreis ist in Anbetracht der Gaudi und des Erlebnises gering. Allerdings ist die Kapazität des SeaCat auf 80PKW begrenzt Deswegen sollte man sich am Abend vorher die Karten besorgen.

Für die Rückfahrt wählten wir Kristiansand/Norwegen nach Hirthshals/Dänemark.

Die Überfahrt Norwegen-Dänemark daürt auf dieser Strecke gut 4 Stunden.

In Kristiansand sollte man zumindest in der Nachsaison reservieren. Ja, auch für Moppeds. Wir durften eine Nacht in Kristiansand bleiben, da kein Platz mehr auf den Abendfähren war. Die Fähre fährt in der Nachsaison halt nur noch dreimal anstelle von fünfmal am Tag.

Einige Wohnmobilfahrer warteten bereits seit mehreren Tagen in Kristiansand.

Wir kamen auf Warteliste Samstagmorgen um 6 Uhr mit. Regulär hatten wir Freitagabend für Sonntagabend buchen müssen, um einen sicheren Platz zu haben.

Das Geschrei und Gezeter kann sich jeder selber ausmalen das am Terminal in Kristiansand von einigen Urlaubern veranstaltet wurde.

Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, sollte also besser die Fähre für die Abreise rechtzeitig buchen.


Reste:
Einen Wecker sollte man auf alle Fälle mitnehmen, denn wenn es gilt die 6 Uhr Fähre zu bekommen, dann sollte man wirklich einen dabei haben. Ich wache nun einmal nicht um 4 Uhr von alleine auf. Wir hatten Glück. Die beiden male wo wir auf einen angewiesen waren konnten wir uns diesen an der Rezeption ausleihen.

Kleinbildfilme sind in Norwegen übrigens wesentlich teurer als bei uns. Also sollte man einen ausreichend großen Vorrat mitführen.


Leider war es mir (Sven Hörberg) nicht möglich den Autor dieses interessanten Reiseberichts ausfindig zu machen. Da ich den Bericht irgendwann einmal aus irgendeiner Mailbox gezogen habe, denke ich, daß man diesen Bericht der interessierten Internetgemeinde nicht vorenthalten sollte und hoffe auf sein Einverständnis diesen Reisebericht hier zu zeigen.



Zurück zu den Reiseberichten aus Nordeuropa